The material culture of urban pragmatic literacy in medieval Hungary Katalin Szende
ZusammenfassungDer vorliegende Beitrag kombiniert die Ansätze der Erforschung materieller Kultur und die Geschichte der pragmatischen Schriftlichkeit, um die Relevanz der Materialität für die Etablierung des Vertrauens in das Schreiben herauszustellen. Es stellt die maßgebende Rolle von Objekten, Materialien und Räumen in der Verwirklichung der mittelalterlichen „dokumentarischen Revolution“ in städtischen Kanzleien und Gesellschaften am Beispiel der königlichen Städte des mittelalterlichen Ungarns dar. Die Analyse der Entstehung der städtischen administrativen Schriftlichkeit hat ihren allmählichen Charakter gezeigt. Jeder Schritt stellte neue Herausforderungen und verlangte neue Formen der Glaubwürdigkeit auf institutioneller und materieller Ebene. Die Erwerbung und Aufbewahrung der städtischen Privilegien bedeutete die erste konkrete Begegnung mit dem Schreiben auf Gemeindeebene. Danach, die Etablierung der Bedingungen für die örtliche Produktion ähnlicher Dokumente benötigte die Existenz eines Stadtsiegels als Symbols der Gemeinde, und der vertrauten Person des Notars, zusammen mit der Beschaffung ausreichender Mengen an Schreibmaterialien und Geräte. Hinzu kam die Einführung von Papier, einer neuen Ressource, die die materielle Voraussetzung für die Einrichtung von Städtebüchern, einem spezifisch urbanen Genre für die Aufzeichnung von gemeinschaftlichen Angelegenheiten darstellte. Städtebücher als ein neues Format ohne Siegel und die formalen Elemente von Urkunden verlangten Vertrauen auf einer höheren Ebene. Schließlich boten die Archive und ihre Einrichtungen neuartige Mittel zur Geheimhaltung und Aufbewahrung der städtischen Dokumente. All dies lässt uns die Verflechtung von Materialität und pragmatische Schriftlichkeit auf zwei Ebenen erkennen. Einerseits machte es die Entwicklung der städtischen pragmatischen Schriftlichkeit notwendig, Schritt für Schritt neue Elemente der materiellen Kultur in den städtischen Kontext zu übernehmen. Andererseits spielte Materialität eine aktive und dynamische Rolle bei der Produktion des geschriebenen Wortes und trug zu dessen sozialer Einbettung und Akzeptanz wesentlich bei. |