The medieval water supply system of Pilis Abbey

Elek Benkő

Antaeus 38 2022 cimlap small
Zusammenfassung

Die ehemals im Pilisgebierge, am Rande des Dorfes Pilisszentkereszt erbaute und bis zur Neuzeit vollkommen zerstörte Zisterzienserabtei war eine vom König in Auftrag gegebene kirchliche Institution (1184), die größtenteils von ausländischen Steinmetzen umgesetzt wurde. Nicht nur die Mauern und Schnitzereien der Kirche und des Klostergebäudes ließen auf die Großzügigkeit des begründenden ungarischen Königs, Béla III. und später András II., bzw. Königin Gertruds schließen, sondern auch das Niveau und das breite Spektrum der angewandten Baulösungen. Das Kloster und die dazugehörigen Wirtschaftsgebäude, darüber hinaus der hohe Standard der technischen Anlagen (Wasserleitungen, Mühle, Schmiedewerkstatt etc.) wiesen auch im 14.–16. Jahrhundert auf die Anwendung zahlreicher neuartiger technischer Lösungen hin. Dazu trug der praktische natürliche Umstand bei, dass der aus Kalkstein bestehende Pilis-Berg über große Karstwasservorräte verfügte und sich in der unmittelbaren Umgebung des Klosters eine reichhaltige Quelle und fließend Wasser befanden.
In den Jahrzehnten nach der Begründung des Klosters hatte man oberhalb der Abtei einen künstlichen Teich angelegt, der anfangs eine Getreidemühle und später die Maschinen einer Schmiedewerkstatt betrieb und schließlich spülte das Wasser über einen eingemauerten Abwasserkanal aus Stein die große Latrine des Dormitoriums, bzw. des Infirmariums und mündete in den unweit fließenden Bach.
Die westliche Grundmauer der am Anfang des 13. Jahrhunderts erbauten Kirche barg eine aus Quadersteinen gemauerte, breite Abflussrinne, die der Ableitung des in großen Mengen vom Hang des Pilis-Bergs herabfließenden Regen- und Schneewassers diente.
Den Kreuzgang, der ungefähr zur selben Zeit entstand, wie die Kirche, hatte man mit einem Brunnenhaus versehen, das einen Springbrunnen barg, dessen Ebenen abwechselnd aus rotem Marmor und weißem Kalkstein gefertigt waren. Im Verlauf des Mittelalters ergänzte man den Brunnen mit einem Wasserleitungssystem, das mit unterschiedlichen Techniken und in verschiedenen Richtungen angelegt worden war.
Die älteste, aus gehauenen Steintrögen gebaute Wasserleitung ist gleichaltrig mit dem Kreuzgang und dem Brunnenhaus, ihre Trasse hatte man noch während der Verlegung des Fundaments angelegt. Wir nehmen an, dass man vorhatte, die Tröge mit Bleirohren zu versehen, jedoch haben wir dafür keine handfesten Beweise gefunden.
Im Verlauf des 14.–15. Jahrhunderts tauschte man die bisherigen Steinleitungen gegen Rohre aus gewölbten Firstziegeln, bzw. ineinander gefügte Keramikrohre aus. Diese verlegte man in eindeutig geringerer Tiefe und flüchtiger, als die früheren.
Sowohl die erste, der Orientierung dienende Ausgrabung unter der Leitung von Péter Gerecze (1913), als auch die umfassenden Aufdeckungsarbeiten von László Gerevich (1967–1982) trugen in erster Linie der Klärung einzelner Gebäudeteile bei, und zielten nicht auf vertiefte Analysen technischer Anlagen ab. Dennoch wurden im Rahmen dieser Arbeiten Daten erfasst, die trotz ihrer Unvollständigkeit brauchbar waren und während unserer Rekonstruktion, mit den Ergebnissen der geophysischen Messungen der letzten Jahre ergänzt, verwendet werden konnten.