The beginnings of the use of equids as work animals in the Bronze Age Carpathian Basin

Róbert Bozi – Géza Szabó

Antaeus 38 2022 cimlap small
Zusammenfassung

Die wichtigste Frage in Hinsicht auf die Domestikation von Pferden lautet: Wie und wann gerieten Pferde unter menschlichen Einfluss, und welche Beweise gibt es, dass es zu solchen Tätigkeiten wahrhaftig gekommen ist. Archäologische Funde und frühe Abbildungen weisen darauf hin, dass Pferde mithilfe verschiedener Gegenstände aufgezäumt wurden, bevor sich das Konzept der Trense im Maul des Tieres etablierte. Es muss ebenso auf die Domestikation anderer Tierarten, wie zum Beispiel von Rindern (Bos taurus, ab 6000 v. Chr.) und von Trampeltieren ( Camelus bactrianus, ab 3000 v. Chr.) eingegangen werden, die neben der Milchgewinnung auch für Personen- und Lastentransport herhielten, und der Domestikation von Pferden als Beispiel gedient haben können. Die völkerkundlichen Beispiele besagen, dass sich bei Rindern der Nasenring, Nasenriemen und das Zaumzeug und bei Pferden die Trense bewährten, während man bei Kamelen Holz- oder Knochennägel verwendete, um die Scheidewand in der Schnauze zu durchbohren. Die beiden im Karpatenbecken zutage geförderten archäologischen Funde der jüngeren Vergangenheit, auf die in diesem Bericht eingegangen wird, versuchen zu belegen, welche Erfahrungen bei der Domestikation anderer Tierarten bei Pferden genutzt wurden. Der Pferdeschädel, den man im Rahmen landwirtschaftlicher Arbeiten mit weiteren Knochenbruchstücken (Tompa-3) an einem bronzezeitlichen Fundort, in Tompa (Südregion Mittelungarns) aufgedeckt hatte, verdient besondere Aufmerksamkeit. Der besagte Fund weist eine Veränderung am Os incisivum auf, die wahrscheinlich durch menschliche Einwirkung erfolgte (Tompa-1). Aufgrund der 14C-Datierung (1870–1620 BC) und anhand der in nächster Nähe des Pferdeschädels geborgenen Keramikfunde kann der Sammelfund der Vatya-Kultur III zugeordnet werden, als der Kulturkomplex seine Vorherrschaft auch auf das Donau-Theiß-Zwischenstromgebiet ausweitete. Die am Tierkieferfragment Tompa-3 beobachtete Knochenwucherung ist offensichtlich auf die regelmäßig in das Maul des Tiers gelegte Trense zurückzuführen, während im Diastema des Exemplars Tompa-1 keine ähnliche pathologische Veränderung vorzuweisen war. Die mögliche Verwendung von Nasen- und Maultrensen im Falle der Pferdearten Tompa-1 und Tompa-3 könnten darauf hindeuten, dass im Verlauf des langwierigen Domestikationsprozesses von Pferden zahlreiche Versuche erfolgt waren, Pferde für Arbeitszwecke zu nutzen.